Krise: explosive Mischung

«Fear of the unknown caused a large part of the human crisis, fear of the truth caused almost all of the business crisis.» (Steven Fink)

Die Realwirtschaft war 2019 bereits überhitzt. Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher sagte im August 2019 in einer Eco-Sendung eine Krise voraus. Trotz des Boomjahres 2018 lagen die Auftragseingänge im ersten Quartal 2019 bei minus 5 %, bestätigte er. 

Der Jubel an den Börsen und eines Donald Trump täuschte über den Zustand der Realwirtschaft hinweg. «Die Branche könne geradewegs in die Krise schlittern», so Brupbacher in der Sendung. Er führte die Ursachen unter anderem auf politische Unsicherheiten wie den Handelskrieg zwischen China und den USA, das erneute Erstarken des Franken und natürlich Brexit zurück.

Eine rasche Erholung ist unwahrscheinlich, sagen Prognostiker.

Josua Burkart, Managing Partner des Beratungsunternehmens HPO, das sich auf Wirtschaftsprognosen spezialisiert hat, prognostizierte die herannahende Krise bereits 2017, als ein Handelskrieg noch nicht absehbar war. «Irgendein Auslöser kann nun dazu führen, dass die Krise tatsächlich ausbricht», sagte er Mitte 2019 im SRF. 2009 hätte China die Wirtschaft «aus dem Supf gezogen, weil es immer noch sehr stark gewachsen ist», erklärte er damals in der Sendung. China sei nun selbst in einer schwierigen Situation und würde die Rolle nicht mehr übernehmen können. Er sehe auch keine andere Volkswirtschaft, welche die Rolle übernehmen könnte. Eine rasche Erholung sei zudem dieses Mal wenig wahrscheinlich. Das war im August 2019. Heute kennen wir den Auslöser oder besser die Auslöserin: COVID-19. Soweit zu den Fakten.

 

Explosive Mischung aus Schock- und Schleichkrise

Nun stellt der Auslöser dieser Wirtschaftskrise selbst eine veritable Krise dar, womit sich eine explosive Mischung aus Schock- und Schleichkrise zur gleichen Zeit ergibt. Und damit auch eine Mischung aus Unbekanntem und Unwahrheiten. Schon 1986 schrieb der amerikanische Krisenmanager Steven Fink in seinem Buch «Crisis Management – Planning for the inevitable»: «Fear of the unknown caused a large part of the human crisis, fear of the truth caused almost all of the business crisis.» Soweit die Bad News.

 

Lähmung ist ein schlechter Ratgeber

Es gibt jedoch keinen Grund, dass sich die Welt nicht wieder selbst aus dieser misslichen Lage befreien könnte, schliesslich hat sie sich auch selbst dort hineinmanövriert. Lähmung wäre der schlechteste Ratgeber.

In dieser unsicheren Zeit kommt nun den Unternehmen eine besondere Aufgabe zu, ihren Arbeitnehmenden und deren Familien als Arbeitgeber Stabilität und Sicherheit zu geben. Identifikation und Vertrauen gehören zu den wichtigsten Motivationsfaktoren für Arbeitnehmende. Unternehmen sollten ihre Verantwortung gerade in Zeiten wie diesen nicht unterschätzen.

 
Was tun?

Das Bedürfnis nach Information ist in Krisen eklatant höher als sonst. Wer zu lange wartet, öffnet Spekulationen Tür und Tor. Deshalb:

Chefin oder Chef sind Hauptkommunikator und Krisenmanagerin in einem, da führt kein Weg dran vorbei

Nehmen Sie die besten Leute aus Ihrem Team, organisieren Sie einen Krisenstab

Halten Sie Kontakt zu Ihren wichtigsten Partnern, Lieferanten und den Behörden, stimmen sich ab.

Klären Sie die Faktenlage aus erster Hand (!),

  • inwiefern ist das Unternehmen von der aktuellen Krise betroffen,
  • wie gehen Sie mit vom Virus betroffenen Mitarbeitenden um,
  • welche Verhaltensregeln empfehlen Sie, welchen Umgang pflegen sie untereinander,
  • welche Notfallplanung hat das Unternehmen vorgesehen etc.

Entscheiden Sie, auch unpopulär

Agieren Sie mit einem guten Timing

  • Seien Sie den Medien möglichst voraus, installieren Sie ein Frühwarnsystem und werten Sie auch vermeintlich Nebensächliches aus, beziehen Sie es in die Überlegungen mit ein.

Und dann rufen Sie Ihre Leute zusammen:

  • Klären Sie sie auf, geben Sie den Mitarbeitenden einen klaren und ehrlichen Ausblick. Wenn Sie es nicht tun, tun es andere.
  • Ordnen Sie ein, sh Faktenlage.
  • Geben Sie ihnen – soweit möglich – Sicherheit.
  • Bleiben Sie dran, auch wenn Sie im Moment selbst noch nicht konkret alle Auswirkungen kennen, halten Sie Ihre Leute auf dem Laufenden. Das schafft Vertrauen.